Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie ist ein sicherer, venöser und gegebenenfalls langfristiger Zugang wichtig.
Eines der Länder, welches regelrecht von der Pandemie überrollt wurde, ist Italien. 30 Tage nachdem der erste COVID-19-Fall bestätigt wurde, waren bereits 60.000 Italiener erkrankt. Das Universitätskrankenhaus in Rom, welches bereits vor der Pandemie rund 7.000 vaskuläre Zugänge pro Jahr verzeichnet hat, war gezwungen, sich der Herausforderung zu stellen, dass nun wesentlich mehr Patienten einen sicheren venösen Zugang benötigten. Bereits vor der Pandemie arbeitete das Krankenhaus mit sogenannten „vascular access teams“. Teams, welche vorrangig für die Platzierung und die Versorgung venöser Zugänge zuständig sind.
Wie behandeln nun diese „vascular access teams“ in Rom die Patienten mit einer COVID-19 Erkrankung?
Bei der Wahl des richtigen Zugangs wird zunächst geprüft, ob der Patient intensivpflichtig ist. Wenn er es nicht ist, reicht meist ein periphervenöser Katheter aus, dessen Katheterspitze in der vena axillaris, kurz vor dem Schlüsselbein, endet. Da sich die Behandlung von nicht intensivpflichtigen Patienten in der Regel auf Flüssigkeitsgaben, unterstützende Therapien und die Entnahme von Blut beschränkt, empfiehlt sich die Platzierung eines sogenannten Midline-Katheters. Je nach angedachter Therapie können hochdruckgeeignete Midline-Katheter mit einer unbeschränkten Liegedauer verwendet werden.
Bei intensivpflichtigen Patienten hingegen wird zumeist ein zentraler Zugang benötigt. Hier sind Therapien wie hohe Volumengaben, die Verabreichnung von Vasopressoren, parenterale Ernährung, hämodynamisches Monitoring und die Entnahme von Blut wichtig. Aufgrund dieser Maßnahmen werden möglichst großlumige peripher platzierte, zentrale Katheter (PICCs) mit einer unbegrenzten Liegedauer platziert – wenn nötig auch mehrlumige Katheter.
Aber was genau ist nun der Vorteil der PICC und Midline-Katheter bei der Behandlung von COVID-19 Patienten? Warum werden nicht standardmäßig zentrale Venenkatheter (ZVKs) eingesetzt?
Die Antwort: COVID-19 Patienten sind oft beatmungspflichtig. Das Beatmungs-Management ist mit einem PICC-Katheter wesentlich vorteilhafter, da der Katheter nicht am Hals sondern am Arm platziert wird. Das bedeutet, Manipulationen am Katheter finden wesentlich weiter vom Mund des Patienten entfernt statt, was vermuten lässt, dass das Risiko über die Luft übertragener Viren verringert wird.
Im Übrigen: Mit großlumigen PICCs wird in Rom auch die Messung des zentralen Venendrucks oder die Messung des Herzzeitvolumens mit Thermodilution durchgeführt. Das Risiko einer Thrombose ist bei PICC-Kathetern gleichzusetzen mit dem eines ZVKs und hängt maßgeblich von der Insertionstechnik ab! Eine Studienzusammenfassung zum Umgang mit venösen Zugängen bei COVID-19 Patienten im Universitätskrankenhaus in Rom finden Sie hier: PDF
Weitere interessante Studienzusammenfassungen, beispielsweise zur Insertionstechnik, finden Sie hier:
https://www.picc-netzwerk.de/download/studien-klinische-evidenz/
Quelle dieses Beitrags:
Giancarlo Scoppettuolo, Daniele Guerino Biasucci, Mauro Pittiruti: Vascular access in COVID-19 patients: Smart decisions for maximal safety, Journal of Vascular Access, 2020.
Frau Pouw hat einen Masterabschluss in Medizinökonomie absolviert und anschließend erste Erfahrungen im Marketing eines Pharmaunternehmens gesammelt. Seit 2018 arbeitet sie für die Firma Vygon. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind das Produktmanagement rund um Venenkatheter (PICCs, Ports, Midlines sowie Broviac/Hickman-Katheter) sowie die Etablierung von Sicherheitssystemen im Bereich der Verabreichung von Zytostasen.
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