Der Begriff Ambulante parenterale Antibiotikatherapie, kurz APAT, bezeichnet die Verabreichung von Antibiotika intravenös beim Patienten zu Hause. Bisher wird eine solche Therapie in Deutschland üblicherweise noch stationär im Krankenhaus durchgeführt.
In den USA wurde die APAT bereits 1974 das erste Mal erwähnt und hat sich seitdem als absoluter Standard entwickelt. Das gleiche gilt für Länder wie Großbritannien. In europäischen Ländern wie Frankreich und Italien erhält sie ebenfalls immer stärkeren Anklang.
Aber warum ist die Etablierung der APAT in Deutschland bisher nicht erfolgt?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen und um die Voraussetzungen für eine APAT in Deutschland zu schaffen, hat das Universitätsklinikum Köln unter der Leitung der Infektiologin Frau Prof. Dr. Lehmann 2019 die Machbarkeitsstudie „Ambulante parenterale Antibiotikatherapie in der Metropolregion Köln“ (K-APAT) durchgeführt. Diese wurde durch den Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschuss gefördert.
Innerhalb der Studie erhielten 78 Patienten eine APAT, welche im Schnitt 15 Tage durchgeführt wurde. In Summe konnten 1.782 stationäre Krankenhaustage eingespart werden. Es wurde zudem eine Sekundäranalyse durchgeführt bei der 26 verschiedene Diagnosen berücksichtigt wurden. Diese ergab, dass 206 von 100.000 Personen pro Jahr für eine APAT in Frage kommen könnten.
Teil der Studie war auch eine Umfrage bei niedergelassenen Hausärzt:innen zum Thema der APAT in der hausärztlichen Versorgung, da diese ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Versorgung dieser Patienten spielen.
Nur 15,9% der 399 befragten Hausärzt:innen, hatten Kenntnisse über die APAT und nur 5,6% bereits praktische Erfahrungen. 17,5% der Befragten stimmten der Bereitschaft zur Übernahme von APAT-Tätigkeiten voll und ganz zu. Jedoch gaben 82,5% an, dass es eine fehlende zeitliche Ressource darstellt und 95,6% gaben zudem an, dass sie einen erhöhten Arbeitsaufwand für die Hausärzte befürchten. Einige Stimmen der Befragten sagten: „APAT-ist eine tolle Sache. Aber leider nicht in der Praxis zu implementieren. Wir sterben vor Arbeit (Reha, Kur, Anträge, Reiserücktritt, Coronatests, Vorsorge, INR, DMPs.), vor Arbeit ohne Patienten.“ Oder „Ich unterstütze APAT, würde es auch machen, erwarte aber einen klaren Behandlungsplan, erreichbare Ansprechpartner in der Klinik, adäquate Kostenübernahme, auch für Materialien und Zeitaufwand, v.a. Raumbelegung!!!”
Im Beschluss teilt der Innovationsausschuss mit: „Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss teilt die Auffassung des Projekts, dass eine Weiterentwicklung der APAT sowohl die Zufriedenheit von Patientinnen und Patienten erhöhen als auch eine für Kliniken entlastende Leistung darstellen kann.“
Das PICC-Netzwerk unterstützt diese Ansicht uneingeschränkt. gehört zu einer erfolgreichen Ambulantisierung von medizinischen Leistungen, das Kosten für die Therapien adäquat vergütet werden und dies für alle involvierten Fachgruppen gilt. Dies ist ein Faktor, der bei der weiteren Etablierung von ambulanten Infusionstherapien in Deutschland stärker in den Fokus rücken muss.
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